Fachlexikon

An dieser Stelle möchten wir Ihnen einen Überblick über die verschiedenen Glasarten und ihre Einsatzmöglichkeiten geben.


Glas

Floatglas

Heute kommt weltweit das meiste Flachglas aus Floatglasanlagen. Das „fließende“ Glasband wird im Überlaufverfahren in einer der Schmelze nachgeschalteten Einheit über ein flüssiges Zinnbad laufen gelassen. Da Flüssigkeitsoberflächen immer horizontal sind, entstehen so planparallele Glasoberflächen. Die Qualität des Glases entspricht dem des oberflächengeschliffenen Spiegelglases. Floatglas wird in den Standardstärken 2, 3, 4, 5, 6, 8, 10, 12, 15, 19 mm Glasstärke produziert. Es wird auch farbig bronze, grau, grün und blau eingefärbt. Da es sich um ein durchgefärbtes Glas handelt, wird die Farbe dunkler, je dicker das Glas ist. Floatglas "extra weiß" ist noch einmal besonders entfärbt und weist keinen Grünstich auf.

(Draht-) Ornamentglas

Hierbei handelt es sich um ein Glas mit strukturierten Oberflächen, z. B. Ornamentglas, das eine schmückende und gestalterische Wirkung hat, lichtstreuend und durchsichthemmend eingesetzt werden kann. Enthält es ein Drahtgeflecht, spricht man auch von Drahtglas oder Drahtornamentglas, plangeschliffenes Drahtglas ist Drahtspiegelglas.

Einscheibensicherheitsglas

Abkürzung (ESG) wird im heißen Zustand oberflächlich schnell abgekühlt und dadurch vorgespannt. Daher ist es besonders bruchsicher gegen Stoß, Schlag und Biegung. Bei mechanisch verursachtem Bruch zerfällt es in kleine Glaskrümel. Eingesetzt wird es für Glastüren, Brüstungs- und Fassadenplatten, sowie z. B. auch für Verglasungen in Sporthallen.

Verbundsicherheitsglas

Abkürzung (VSG) besteht aus zwei oder mehreren Glasschichten, die mit hochelastischen Kunststoff-Folien zusammengeklebt sind, welche eine splitterbindende Wirkung, also Sicherheitseigenschaften ausüben. VSG kann daher durchschuss- und durchbruchhemmend sein. Es wird auch mit Drahteinlagen und als Mehrscheiben-Isolierglas hergestellt. Bei sogenanntem Alarmglas ermöglichen eingelegte Drähte oder aufgedruckte Schaltungen beim Bruch das Auslösen einer angeschlossenen Alarmanlage.

Isolierglas

Ist ein Glaselement, welches aus mindestens zwei Gläsern eine oder mehrere Luftschichten hermetisch einschließt. Hierdurch wird der Wärmetransport gegenüber einer Einfachverglasung minimiert, die Verglasung hat einen höheren Ug Wert als Einfachglas.
Hochwärmedämmisolierglas verfügt entweder über eine mit Metalloxid beschichtete Außenseite der inneren Scheibe, oder auch ein in den Scheiben Zwischenraum gefülltes Edelgas. Es wird benötigt, um die Anforderungen der heutigen Wärmedämmung für Wohn- und Bürogebäude zu erfüllen. Fast alle Flachgläser können in Isolierglasscheiben kombiniert werden.

Profilbauglas

Profilbauglas stellt eine wirtschaftliche und einfache Möglichkeit dar, Fassaden und Lichtöffnungen aller Art sprossenlos zu verglasen, so dass diese Gläser häufig in Industrie, Gewerbe und öffentlichen Bauten zum Einsatz kommen. Die U Form verleiht dem Glas eine große statische Belastbarkeit, somit können in Abhängigkeit von der Windlast, Einbaulängen von bis zu 6 m erreicht werden.

Kristallspiegel

Ein Kristallspiegel besteht in der Regel aus silberbelegten 2 bis 6 mm starken Floatgläsern, die die auftreffenden Lichtstrahlen fast zu 100 % reflektieren. Die Silberschicht wird durch weitere Nano und Lackschichten an der Oxydation geschützt, um dem Spiegel eine lange Lebenserwartung zu geben. Das Verfahren des modernen Spiegelbelages wurde bereits 1835 von Justus von Liebig, dem Erfinder des Fleischextraktes, veröffentlicht.

Verbundglasspiegel sind Spiegel mit Glasrücken, die den Silberbelag durch eine zusätzliche Glasscheibe vor Umwelteinflüssen schützt. Sie haben ähnliche Sicherheitseigenschaften wie Verbundglas.

Kristallspiegel werden verwendet als:

  • Wohnraumspiegel
  • Badspiegel
  • Leuchtspiegel
  • Spionspiegel

Farbbeschichtete Gläser

Lackiert

Lackiert werden in der Regel alle Float- und Flachgläser ausschließlich für den Innenausbau. Sie weisen in der Regel keine Sicherheitseigenschaften auf. Die Farbpalette ist hier wesentlich größer.

Lackiert und eingebrannt

Sind Flachgläser, die thermisch zu Einscheibensicherheitsglas (ESG) vorgespannt und heißgelagert wurden. Sie sind sehr pflegeleicht. Ihre Eigenschaften sind Licht- und Witterungsbeständigkeit. Ihre Beständigkeit gegen Temperaturstürze prädestinieren sie für die Anwendung in Fassaden und zur Innenraumgestaltung in Küche und Bad. Sie haben ein begrenztes Farbspektrum.

Verspiegelte Gläser

Spionspiegel

Ein realer Einwegspiegel ist ein Floatglas, das durch Vakuum-Kathodenzerstäubung mit einer dünnen Metalloxidschicht beschichtet wurde ( Chrombedampfung ). Im Gegensatz zu einem echten Spiegel ist diese Schicht dünn genug, um Teile des einfallenden Lichtes auch transmittieren zu lassen. Somit wird nur ein bestimmter Anteil des Lichtes reflektiert, der Rest dringt zur anderen Seite durch. Spionspiegel, deren Anwendung die tatsächliche einseitige, optische Abschirmung eines Raumes ist, weisen einen sehr niedrigen Lichttransmissionsgrad und einen starken Lichtreflexionsgrad auf, lassen also kaum Licht auf die andere Seite durch. Dies initiiert automatisch die Bedingungen, die herrschen müssen, damit ein Einwegspiegel wie intendiert funktioniert:

Der zu überwachende Raum muss sehr hell beleuchtet sein, damit auch ausreichend Licht auf die andere Seite gelangt. Das bedeutet aber gleichzeitig auch, dass sehr viel Licht zurückgeworfen wird. Personen im überwachten Raum sehen also hauptsächlich ihre Spiegelung.
Auf der beobachtenden Seite muss dieser Effekt minimiert werden, denn der Beobachter will seine eigene Spiegelung möglichst nicht wahrnehmen. Deswegen muss der Raum des Beobachters möglichst wenig beleuchtet sein, damit auch wenig Licht zurückgeworfen wird. Dadurch gelangt natürlich noch weniger Licht zum überwachten Raum, wodurch man von dort den Beobachter quasi überhaupt nicht mehr erkennen kann.
Die Beleuchtungssituation bedingt also die zwei entscheidenden Effekte, die dafür sorgen, dass der Beobachter nicht gesehen werden kann, nämlich einerseits das wenige Licht, das vom Beobachter kommt, und andererseits die großen Mengen Licht, die vom Einwegspiegel zurückgeworfen werden und den Beobachter überblenden.

Einwegspiegel sind heute in vielen Supermarkt-Filialen an der Wand angebracht, damit der Filialleiter von seinem Nebenraum aus ungesehen den Kassenbereich überwachen kann. Auch die Polizei nutzt sie, um es Opfern zu ermöglichen, ihren jeweiligen Täter unerkannt zu identifizieren. (Siehe auch Verbundspionspiegel).

Weitere SonderGläser

Einbruchhemmende Verglasung

Sind in der Regel Verbundglasscheiben unterschiedlicher Dicke und Aufbau, die den Durchbruch oder –schuss der Verglasung verhindern. Sie können mit einer Alarmgebung kombiniert werden.
Man unterscheidet Fenster nach ihrer Einbruchssicherheit, dazu ist die Durchbruchsicherheit der Verglasung und der Beschläge von Bedeutung.

Betretbare Verglasungen

Betretbare Verglasungen sind in der Regel Vielfachverbundglasscheiben in unterschiedlichen Dicken und Folienstärken. Sie können klar, eingefärbt und opak hergestellt werden. Die Oberseite kann mit einer rutschhemmenden Beschichtung ausgeführt werden. Sie werden vorwiegend für Podeste, in Deckenaussparungen und für Treppenstufen eingesetzt.

Geländer und absturzsichere Verglasungen

Können linienförmig oder punktgehalten ausgeführt werden. Sie verhindern aufgrund ihrer Konstruktion und ihrer Verglasung den Absturz aus Höhen über einem Meter.

Schallschutzgläser

Schallschutzglas besteht aus zwei unterschiedlich dicken Scheiben, meist außen bis 14 mm und innen bis 4 mm Dicke, um Resonanzen zu verhindern. Der Luftzwischenraum beträgt 12 bis 24 mm und wird teilweise zur weiteren Verbesserung des Schallschutzes mit einem schweren Gas gefüllt. Bei steigender Anforderung an den Schallschutz, erhöhen sich gleichzeitig aber auch die Anforderungen an die Fugendichtigkeit der Fensterrahmen.

Sonnenschutzglas

Reflektierende, mit einer Metall- oder Metalloxidbeschichtung auf der Innenseite der Außenscheibe, die vor allem den Infrarot-Anteil des Sonnenlichtes zurückwirft. Der Gesamtenergiedurchlasswert g sinkt dadurch auf 30 % des sichtbaren Lichtes. Die Beschichtungen sind auf der Außenansicht Blau oder Silber spiegelnd und in der Durchsicht schwach bräunlich. Die Kennzahlen z. B. 60/40 bedeuten, dass 60 % des sichtbaren Lichtes, aber nur 40 % der gesamten Strahlungsenergie (Licht + Infrarot) hindurch gelassen werden.
Absorbierende Gläser, bei welcher die Außenscheibe schwach gefärbt ist (Grün, Gelb oder Grau), und so einen Teil der Sonnenstrahlung schluckt. Meist ist auch die Innenscheibe beschichtet und damit reflektierend.
Undurchsichtige, bei denen der Scheibenzwischenraum mit einem Glasseidengespinst oder einem Kunststoff-Wabenkörper gefüllt ist. Die Lichtdurchlässigkeit wird hierdurch bis auf 50 % vermindert, was aber bei Oberlichtern und Wirtschaftsgebäuden oder Sporthallen als Lichtlenkelement genutzt wird.

Brandschutzgläser

Brandschutzglas wird in die zwei Klassen F und G unterteilt. Nach der europäischen Normung sind das die Klassen E (anstelle G) oder EI (anstelle F) und neuerdings EW. In Deutschland sind die alten Bezeichnungen jedoch noch weit verbreitetBrandschutzgläser der F-Klasse bestehen aus mehreren Silikatglasscheiben, zwischen denen durchsichtige Brandschutzschichten liegen, die bei Temperaturen ›120 °C aufschäumen und dabei undurchsichtig werden und damit keine Wärmestrahlung mehr durchlassen und wärmedämmend wirken. Gläser der G-Klasse, Drahtglas, Sondergläser und Glaskeramik haben keine Brandschutzschichten und sind deshalb weit weniger widerstandsfähiger gegen hohe Temperaturen, sie werden vorwiegend für den Rauchschutz eingesetzt.

  • E (G)
    Schützt den Raumabschluss gegenüber Feuer, heißen Gasen und Rauch.
  • EW (bisher nicht klassifiziert)
    Sichert den Raumabschluss gegenüber Feuer, heißen Gasen und Rauch und bietet einen reduzierten Durchgang der Wärmestrahlung.
  • EI (F)
    Gewährleistet den Raumabschluss gegenüber Feuer, heißen Gasen und Rauch und bewirkt zusätzlich eine thermische Isolation.